Mariendistel und Leber

Wenn Sie in sozialen Medien aktiv sind, dann ist Ihnen der Begriff Mariendistel sicherlich bereits bekannt. Es ist das Phänomen des Jahres 2024, Werbungen für dieses "Wunderkraut" sind überall. Im Gegensatz zu anderen Nahrungsergänzungsmitteln gibt es niemanden, der die Wirkungen dieser Pflanze anzweifelt. Es gehen nur die Meinungen über die einzelnen Produkte und deren Verarbeitungsmethoden auseinander. Worin besteht also das Wunder dieser Distel?

Ja, es ist tatsächlich eine Art von Distel, die seit Jahrhunderten bekannt ist (sie wurde bereits von den Römern verwendet) und die man theoretisch auch im Garten anbauen kann. Was diese Distel zu einem Wunderkraut macht, das Leberzellen entgiften und regenerieren kann, ist der Stoff Silymarin, der in den Samen dieser Pflanze vorkommt. 

Mariendistel wurde traditionell bei Verdauungsproblemen wie Blähungen und Sodbrennen eingesetzt. Sie hilft bei Migräne, Schwindel und verschiedenen Allergien. Die Samen der Pflanze enthalten Silymarin. Sein Hauptbestandteil ist eine Substanz namens Silibinin (oder Silybin). Diese Substanz hat eine starke schützende Wirkung auf die Leberzellen. Die Leber ist das einzige Organ im menschlichen Körper, das nachwachsen kann, wenn man einen Teil davon verliert (daher der Mythos von Prometheus, dessen Leber täglich von einem Adler gefressen wurde und jedes Mal nachwuchs). Damit die Leber gut regeneriert, benötigt sie das erwähnte Silybin aus dem Silymarin, das in den Samen der Distel vorkommt. Der Kreis schließt sich. 

Verschiedene Studien haben die Wirkung von Silibinin auf verschiedene Krebsarten untersucht, wie Prostatakrebs, Darmkrebs und Lungenkrebs. Daher ist es mit Recht eine der interessantesten Pflanzen der letzten Zeit. Und dabei ist es nur eine gewöhnliche Distel, die in der Natur wächst. Interessant ist, dass eine injizierbare modifizierte Form von Legalon SIL bei Pilzvergiftungen wie dem Grünen Knollenblätterpilz helfen kann. Neuere Studien deuten darauf hin, dass Silibinin im Silymarin möglicherweise auch Patienten mit Diabetes helfen könnte. 

Wir haben eine Pflanze, deren Wirkungen niemand anzweifelt, sie wird in großem Stil auf Feldern angebaut, ihre Blüten werden verarbeitet und wir gewinnen die erwähnten heilenden Stoffe daraus. Und hier liegt der Haken! Anhänger der Naturmedizin schwören, dass der einzige richtige Silymarin in der zerstoßenen und getrockneten Pflanze zu finden ist, die man täglich zu sich nehmen muss (während der Entgiftung) - nur so wird man Ergebnisse erzielen. Jeder, der zerstoßene Mariendistel gekauft und verwendet hat, wird Ihnen bestätigen, dass die Verwendung (und das Mischen in Essen, Joghurt, Haferbrei) nicht gerade einfach ist. Außerdem hat man wirklich keine Ahnung, wie viel von der getrockneten und zerstoßenen Mischung die Samen der Mariendistel sind und wie viel andere Stoffe dazugehören. Wenn man verschiedene Packungen von verschiedenen Herstellern kauft, schmeckt jede anders. 

Dies sind alles Gründe, warum es wahrscheinlich eine sicherere Option ist, auf Kapseln mit Extrakt zurückzugreifen, die den Silymaringehalt in Milligramm pro Kapsel direkt ausweisen. Auf diese Weise kann man die tägliche Dosis genau messen und sicherstellen, dass man nicht nur teure getrocknete Pflanzenteile mit minimalem Wirkstoff zu sich nimmt. Natürlich hängt es auch hier wieder von der Wahl eines Anbieters ab, der die europäischen Normen erfüllt und keine nicht zertifizierten amerikanischen Kapseln aus Online-Angeboten kauft. In der EU haben wir so strenge Vorschriften für Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel, dass man sich des Wirkstoffs in einem solchen Produkt wirklich sicher sein kann.